Samstag, 2. April 2011

Sweet dreams are made of this..

Manchmal ist es ganz lustig, wenn die Türen des Kinosaals noch verschlossen sind und man gemeinsam mit dem übrigen Publikum darauf wartet, endlich eingelassen zu werden und in den weichen Sitzen zu versinken, gespannt darauf, was einem die Leinwand bieten wird.
Da findet man zwei Freunde, die sich noch mal schnell die Kopfhörer in die Ohren schieben, weil sie sich gerade nichts mehr zu sagen haben, 10 jugendliche Männer, die mit den zwei mitgeschleiften Freundinnen (sichtbar entnervt) in einer Ecke herumhängen und wohl auf weitere actionfreudige (vermutlich männliche) Freunde warten, aber seltsamerweise auch ein Pärchen, das direkt Pretty Woman entsprungen sein könnte. Letztere passen weniger zu diesem Film, weil sie ineinander die Liebe fürs Leben gefunden haben, sondern eher, weil sie aussah wie, entschuldigt diesen Ausdruck, eine Prostituierte (Leostrumpfhose, milchkaffeefarbener Minirock und rotes Top - unglaublich grässlich) und ihr Typ wie ein Geschäftsmann, der sie von seiner letzten Reise aus Taiwan mitgebracht hat.
Aber ich möchte noch nicht zuviele Worte zu diesem Gespann verlieren, ich komme noch früh genug wieder darauf zurück. 
Wie ich nun aufs Kino komme: Wir haben uns heute Sucker Punch angesehen.
Inzwischen waren wir uns nach den letzten Filmen (recht viele in letzter Zeit) dahingehend einig, dass ein Film, in den man ohne Erwartungen geht, eindeutig besser ist, als einer, in den man gleich von Anfang an zu hohe Erwartungen setzt.
Daher bestand vor dem Kinobesuch das Problem, dass wir nun doch Erwartungen hatten: Nämlich einen Actionfilm mit Fantasysequenzen, dessen Handlung vielleicht etwas mild gehalten ist, was aber durch die Bildgewalt(ätigkeiten) nicht zu sehr ins Gewicht fallen wird. Oder anders gesagt: So seicht die Handlung ist, die Bilder sind bestimmt krass genug, das auszugleichen.
Der Trailer war dahingehend ganz vielversprechend. Also, sowohl was die seichte Handlung angeht, als auch die imposanten Effekte. Schlussendlich hatte ich aber doch die Vermutung, dass der Trailer nur die tollsten Actionszenen zeigt und wir im Film nichts besseres mehr zu sehen bekommen. Dieser Verdacht sollte sich als reinster Witz herausstellen.
weheartit.com
Der Film war der absolute Oberknaller.
Nicht nur, dass die Geschichte weitestgehend plausibel, schön verworren und psychologisch anspruchsvoll (wie ich es liebe) und interessant gestaltet war. Nein, auch die Kampfszenen, Kostüme und Spezialeffekte waren unglaublich.
Auch der kampfsportbegeisterten Mann (er würde sich eher als Kampfsportexperte bezeichnen) kam voll auf seine Kosten. Von spannenden Zweikämpfen über epische Schlachten ist in diesem Film wirklich alles vertreten. Dabei wird nicht versucht, mühsam eine einigermaßen sinnfreie Story zu finden warum, man nun eigentlich gegen diese Steampunknazizombies kämpfen muss, sondern es heißt: Da ist die Karte, der Typ will sie zum Zeppelin bringen, haltet ihn auf und tötet alle dieser Kreaturen. Ja, ihr habt richtig gelesen: STEAMPUNKNAZIZOMBIES. 
Kann es etwas cooleres geben? Ja, kann es: Ihr habt es in diesem Film nicht nur mit zahnradbetriebenen untoten Rechtsextremisten zu tun, sondern auch mit einem flug- und kampffähigen Häschenroboter, Mini-Gun- Raketenwerfer- Samurais, einer wütenden Drachenmama, (unfreiwillig) fliegenden Orks und den Robotern aus I, Robot, welche in schönster 300- Manier in einem Zug neben einer rießigen Bombe niedergemacht werden. Nichts desto trotz ist hier auch nicht nur wildes Herumgeballere zu sehen (mit Kanonen mit Häschen- Handy- Anhängern auch gar nicht so einfach stupide darzustellen), sondern die 5 Hauptcharaktere gehen mit gerade zu militärischer Taktik vor. Sie hüpfen/schleichen/rennen in unglaublich geilen Outfits durch brennende Schlossbauten und schießen/stechen in actiongeladenen Kampfsequenzen besagte Orks/Steampunknazi.. ihr wisst schon was ich meine/Roboter nieder. 
Natürlich gibt es auch ein paar Schwachpunkte, aber der Film ist so unglaublich erschlagend gut, dass man über die zwei- drei Kleinigkeiten mehr als hinwegsehen kann. Ein paar Szenen haben mir schauspielerisch nicht so gut gefallen, genauso kann man sich auch über das Ende (bzw. das Opfer von Babydoll in der zweiten Parallelwelt) streiten. Ich hätte mir irgendetwas anderes gewünscht. Allerdings kann ich jetzt nicht genau sagen, was ;)
Ich kann euch das jetzt verraten, denn ihr glaubt mir ja eh nicht, dass das alles in einem einzigen Film vorkommt ^^
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Das wirkt auch, trotz dieses Übermaßes an unterschiedlichen.. Dingen?, nicht überladen, sondern im Gegenteil: Man sitzt im Kino und denkt sich: Wow, wie geil ist das denn? Und 5 Minuten später: Scheiße, das ist ja noch viel abgefahrener! und kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Naja, vorausgesetzt, man kann mit der ganzen Sache was anfangen. Ihr erinnert euch noch an unser Pretty Woman- Pärchen?
Die kleine Asiatin fand den Film wohl nicht so berauschend wie wir. Das war auch deutlich zu hören mit ihren genervten Seufzern, den Gesprächsversuchen mit dem Mann neben ihr, der immer wieder versuchte, sie sanft zum Schweigen zu bringen. Es war schlussendlich wirklich störend. Aber dass die beiden ein Problem werden könnten, war schon vor Beginn des Films insofern zu erwarten, dass sich besagte Asiatin eine Reihe zu weit nach vorne gesetzt hatte und trotzig darauf bestand sitzen zu bleiben. Erst als die Besitzer der Karten für ihren Sitz kamen gesellte sie sich entnervt zu ihrem Begleiter nach hinten.
Nun aber nochmal zu dem Film zurück.
Er hat ein wenig was von einer Parodie auf viele bekannte Filme. Herr der Ringe ist vertreten, I, Robot, 300, Star Wars, Hellboy, Herrschaft des Feuers und einige andere scheint man wiederzufinden. Aber es ist keine Parodie, sondern einfach eine Neukombination aus vielen altbekannten Elementen, aus denen nun etwas komplett Neues geschaffen wurde. Schön ist, dass sich der Film in diesem Massenauflauf an Kreaturen selbst nicht zu ernst nimmt (trotz der unglaublich dramatischen wie ernsten Grundgeschichte), sondern auch einfach mal ein paar Orks auf ein Katapult gesetzt werden, um mit Ihnen ein Flugzeug aufzuhalten. Aber auch emotionale Elemente fehlen in der Parallelwelt, die vom Kampf bestimmt ist, nicht. Die Trauer der Drachenmutter um ihr Kind ist ein Beispiel dafür (mal davon abgesehen ist sie ein wirklich extrem schöner Drache).
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Ich rede die ganze Zeit von Parallelwelten. Das liegt daran, dass es drei Ebenen gibt, in denen der Film spielt. Einmal die Realität, in der ein namenloses Mädchen nach einer Familientragödie von ihrem Siefvater in eine Psychatrie eingewiesen wird, wo sie die bösen Machenschaften bereits genannten Stiefvaters durch eine Lobotomie vergessen soll. Die zweite Welt ist eine Fluchtwelt, in die sich das Mädchen zurückzieht. Warum ist nicht direkt klar. Eventuell um die psychisch stark belastende Zeit in der Heilanstalt zu verkraften, aber vielleicht ist es auch nur eine Wahnvorstellung, die ihre Handlungen in der Realität rechtfertigen soll. Die dritte Welt schließlich ist die, in der gekämpft wird. Babydoll tritt in sie ein, wenn sie zu tanzen beginnt und diverse Menschen ablenkt, weil ihre Gefährtinnen die notwendigen Gegenstände für die geplante Flucht stehlen. Dabei ist der Tanz ein Kampf ums Überleben, durch das Eintauchen in die Welt der Schlacht wortwörtlich, da ihr innerhalb von 5 Tagen gelingen muss, ihrer Gefangenschaft, bzw. ihrem Schicksal zu entfliehen.
Der Übergang in diese Welten ist nicht ganz so verworren wie bei Inception (wobei ich das dort auch noch einigermaßen abgegrenzt fand), sondern klar unterteilt. Der Film beginnt in der Realität, spielt den größten Teil der Zeit in dem Freudenhaus von Blue (die zweite Welt), welche von den Tänzen immer wieder unterbrochen wird (was sich aber gut in den Kontext einbettet), um dann wieder in die Realität zu münden.
Die Verständlichkeit der Handlung wird auch dadurch unterstützt, dass unwichtige Informationen weggelassen werden. Der Name des Mädchens in der Realität beispielsweise, aber auch der Name der Stadt, in die ihre Freundin flieht. Apropos Freundin: Die Mädchen haben alle eine bestimmte Rolle in der Geschichte, die sie erfüllen. Es ist recht schnell abzusehen, wer nun für was zuständig ist. Dabei wirkt das Ganze aber nicht weniger spannend, sondern durch die Kampfszenen aufgelockert, in denen sie ja eher aktiv handeln müssen. In der zweiten Parallelwelt muss eher passiv vorgegangen werden, heimlich und versteckt.

Eine Schauspielerin, die ich in diesem Film nicht erwartet hätte, ist Vanessa Hudgens. Das Disney- Sternchen fügt sich ganz gut in die Story ein, hat aber leider eine Rolle erwischt, die nur mäßig wichtig ist und auch in den Kämpfen nicht besonders viel zu sehen ist (gegen Ende fehlt sie dann ganz).
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Und eines noch zum Schluss: Der Soundtrack ist auch mal wieder der Wahnsinn. Ich habe richtiges Mitleid mit den Menschen, die nicht den passenden Musikgeschmack haben, denn wenn man entsprechendes mag, kommt man voll auf seine Kosten.


Wenn ihr auf abwechslungsreiche, actiongeladene, interessante und neuartige Filme steht, die bildgewaltige wie auch anspruchsvolle Szenen aufweisen, seid ihr bei Sucker Punch mehr als an der richtigen Adresse. Ich verstehe nicht, wie der Film so viele schlechte Kritiken bekommen konnte, denn für mich ist er eine gelungene Abwechslung aus den sonst so vorhersehbar alte Handlungsmuster wiederholenden Streifen. 
Es scheint, eine Gruppe von Freaks habe sich an den Tisch gesetzt und einfach mal alles zusammen gewürftelt, was ihnen gerade einfiel. Und dann eben statt 10 Filmen einen gemacht.
Ganz großes Kino, da endlich mal jemand keine Angst hatte, neue Wege zu gehen.
Danke!
Übrigens auch dafür, dass der Film nicht in 3D ist! Definitiv ein absoluter Pluspunkt.

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